Tipps und Tricks

Sel1650 reparieren, gebraucht oder neu kaufen?

Diesen Artikel verstehe ich lediglich als technischen und unterhaltsamen Beitrag. Um dieser seltsamen Welt meinen Frieden zu halten, deklariere ich wegen der Benennung von Marken bzw. Produkten den Artikel als unbezahlte Werbung. Mit der Sony Alpha 6000 erlebte ich den Umstieg von einer Kompaktkamera zu einer hochgelobten Systemkamera. Das Potential der Kamera ist wirklich erstaunlich, weil sie auch bei schlechten Lichtverhältnissen tolle Bilder schafft. Das Objektivsystem kann ich selbst nicht ganz nachvollziehen, denn ich vermisse die Zoom- und tollen Makrofähigkeiten meiner alten, leider defekten Kompakten. Das könnte ich nur mit teuren Objektiven, die ich ständig wechseln muss, haben. Aber ja, die Qualität zählt.

Leider fiel nun das Objektiv Sel1650 (auch Selp1650 genannt) aus. Es fuhr nicht mehr ein und meldete nach ein paar Lebenszeichen dann doch den Garaus. In diesem kurzen Artikel gebe ich ein paar Tipps zur Vorbeugung des Exodus und erzähle euch, ob es sich lohnt, das Teil zu reparieren.

Alle Angaben ohne Gewähr. Den Artikel verstehe ich lediglich als Erlebnis- und Erfahrungsbericht.

Zuallerst ist es wichtig, mit einem Objektiv pfleglich umzugehen. Bereits für unter 10.- gibt es kleine Fototaschen, die noch erträglich handlich sind und die Kamera schützen. Ich bin auch so ein „Kamera in die Tasche“-Stecker, dann ist es aber ganz wichtig, dass das Objektiv nicht in der Jacke ausfährt oder hängen bleibt. Wer die Kamera vom Gehäuse löst, muss sehr aufpassen. Der dann schutzlose Sensor muss unbedingt sauber gehalten werden. Auch dürfen die goldenen Kontaktpunkte, die Gehäuse und Objektiv miteinander kommunizieren lassen, nicht beschädigt werden.

Wenn ein Objektivfehler angezeigt wird, ist das Teil vielleich nicht richtig aufgesetzt oder ein Kontakt nicht sauber. Überprüfen und noch einmal versuchen. Ein Tipp wäre es auch, die Firmware zu überprüfen. Kürzlich merkte ich, dass ich die Version 2.0 aufgespielt hatte, obwohl es bereits die Version 3.x gibt. Evtl. werden damit kleine Erkennungsfehler behoben, insbesondere mit neueren Objektiven, die man zum Zeitpunkt der ersten Sony Alphas noch gar nicht gebaut hatte.

Leider befindet sich im Objektiv viel Plastik und meiner Einschätzung nach sind darin auch Verschleißteile verbaut. Meine Objektivstörung trat erstmals während eines Museumsbesuchs auf. Das Objektiv fuhr nicht mehr ein und klemmte. Hier ist es wichtig, mögliche andere Fehlerquellen auszuschließen. Ist die Kamera einmal gestürzt, könnte es sein, dass das Akkufach nicht mehr ganz dicht ist. Auch ist es möglich, das sich günstige Ersatzakkus um Millimeter unterscheiden. Dann kann es zu einem Fehler kommen, wenn man zum Beispiel ein Hochkantbild macht und der Akku bei einer raschen Bewegung „wackelt“. Meist hilft hier das Ausschalten der Kamera und das Aus- und Einsetzen des Akkus.

Wenn das nichts hilft, hat das Objektiv möglicherweise einen Defekt. Ich habe es nach Videoanleitung (siehe weiter unten) auseinandergebaut und festgestellt, dass die meisten Teile aus Plastik sind. Die Ein- und Ausfahrbewegungen kommen durch ineinandergreifende Plastikstiftchen und krumme „Fahrbahnen“ zustande. Ist hier ein Führungsstift gebrochen oder aus der Fahrbahn gesprungen, macht das die Bewegung wahrscheinlich unmöglich.

Sollte das bei mir noch einmal passieren, würde ich zwar von Außen etwas Rütteln und Klopfen. Jedoch wäre ich sehr vorsichtig. Was man nicht tun darf: Das ausgefahrene Objektiv manuell fest eindrücken! Die Wahrscheinlichkeit ist zu groß, dass man eine angegriffene Stelle im Inneren vollends durchbricht oder gar weitere Teile beschädigt. Wir müssen also davon ausgehen, dass das Objektiv, sofern die Kamera technisch funktioniert, d.h. sich einschaltet und meldet „Objektiv nicht erkannt“, defekt ist. Für uns Laien bleiben eigentlich nur 5 Möglichkeiten (inklusive vorbeugender Maßnahmen):

1.Garantieverlängerung. Nachdem ich das Innere des Objektivs gesehen habe und anhand der Links im Internet einschätze, dass es irgendwann kaputt gehen kann, würde ich im Elektrohandel eine Garantieverlängerung überlegen. Wichtig ist aber, dass auch mechanische Defekte abgedeckt sind und dass klar ist, dass du das Objektiv nicht selbst eingedrückt oder schlecht behandelt hast. Es müsste also ein Verschleiß vorliegen. Evtl. gibt es dann die Chance auf ein neues Objektiv.

2. Das Gerät gegen Bezahlung in Reparatur geben – Das würde ich aber nur mit Kostenvoranschlag machen. Es ist aber anzunehmen, dass eine Sichtungsgebühr fällig wird, denn um den Schaden zu bemessen, ist ein nicht unerheblicher Zeitaufwand nötig. Und sicher ist nicht generell zu erkennen, was defekt ist. Es sei denn, der Schaden liegt sozusagen in Form zerbrochener Verschleißteile in der Hand. Dann könnte der Techniker versuchen, das defekte Teil auszutauschen und das Objektiv zu reparieren. Meine Einschätzung: Da das Sel1650 nicht die Welt kostet, würde ich auf eine Reparatur verzichten.

3. Ein gebrauchtes Objektiv kaufen. Die Idee ist sicherlich eine Überlegung wert. Dazu hätte ich mich entschieden, wenn ich das Innenleben des Objektiv nicht erforscht hätte. Jetzt denke ich, dass man beim Gebrauchtkauf ein nicht einzuschätzendes Risiko eingeht. Da ich von Verschleißteilen ausgehe, kann der Defekt ja jederzeit wieder auftreten oder sich schon durch Fehler anmelden. Ein Gebrauchtkauf macht also nur Sinn, wenn man den Verkäufer persönlich kennt oder man ein echtes Schnäppchen macht, der das Risiko Wert macht. Bei mir wären zum Zeitpunkt diese Artikels und der gängigen Preise etwa 70.- inkl. Versand die Schmerzgrenze.

4. Das Objektiv selbst reparieren! Kommen wir nun zu einem aufregenden Unterfangen. Ich habe es versucht – und bin gescheitert. Allerdings denke ich, dass ich es mit der dabei gemachten Lernerfahrung wieder versuchen würde. In meinem Fall waren gleich zwei Plastikteile defekt. Die Reparatur nur eines Teils hat nicht ausgereicht. Natürlich kann es auch sein, dass die Elektronik kaputt ist. Das kann man mit dem Auge nicht erkennen. Hier ein paar Tipps:

Auf Youtube gibt es ein paar Videos, die das Auseinanderlegen des Objektivs zeigen. Sehr gut hat mir ein Video gefallen, dass auch den Zusammenbau erläutert. Hier schon Mal der Link von „Technologymafia“:

Zerlegen und Zusammenbauen: https://www.youtube.com/watch?v=6z3sYQvQuQw

Wenn du das Objektiv zerlegst, benötigst du viel Platz, Ruhe und sehr kleine Schraubenzieher, evtl. eine Pinzette. Ich hatte noch kleine Plastiklöffelchen, ähnlich den Teilen, die man bei einem Fahrradschlauchwechsel in die Speichen einklemmt, nur etwas kleiner.

Damit ich den seriellen Ausbau auch wieder rückwärts vollziehen konnte, habe ich die dabei freigewordenen Teile in einer Pillenbox von links nach rechts getrennt. Es ist wichtig, nicht einfach alle Schrauben und Teile zusammenzuschmeißen. Achte darauf, wenn Schräubchen nicht gleich lang sind. Dann müssen sie beim Rückbau auch wieder an der Stelle verschraubt werden, an der sie entnommen wurden.

Wenn die platten Stromkabel abgezogen werden, achte auf die sehr kleinen, schwarzen Plastiklinien, in denen sie stecken. Dieses Plastikstreifen lassen sich umklappen! Also nicht einfach an den Stromkabeln ziehen, sondern schwarzen Streifen umklappen, dann an den breiten Lappen außen abziehen. Ich denke, das ist entscheidend, dass man hier nichts beschädigt. U.a. wird damit der Motor für die Bewegungen gesteuert.

Der Rückbau erfordert ganz viel Geduld und Fingerspitzengefühl. Ich brauchte Stunden bis Tage, um die Teile wieder in ihre Fassungen zurückzuschieben. Das obige Video ist dabei sehr hilfreich. Man muss es als mit Ruhe ansehen, weil man die größeren, runden Objektivkreise aus Plastik leicht nach dem Zusammenbau leicht auseinanderschieben muss, um das nächste Teil überhaupt wieder draufzubekommen. Beim Aufschieben darf man nicht mit Gewalt arbeiten, sondern muss die Plastikringe fast unmerklich drehen, um in die Schienen zu gelangen.

Evtl. musst du das Objektiv aber gar nicht vollständig zerlegen. Eine „Schwachstelle“ ist möglicherweise ein schwarzer Plastikring, den du vorher erreichst. Im Bild zeige ich ihn dir und die Bruchstelle, die wohl durch Verschleiß, möglicherweise durchs Eindrücken des Objektvis entstanden ist: Hinten siehst du das abgebrochene Plastik, vorne den kleinen Vorsprung. Nicht gerade stabil!

Diesen Ring habe ich mir beim Auktionshaus im Netz bestellt. Er war in etwa unter dem Stichwort Lens Screw Fixed Ring Sony E PZ 16-50mm SELP1650 zu finden. Zusammen mit dem oben benannten Werkzeug und Porto zahlte ich etwa 8,50 Euro. Lieferzeit aus Übersee ca. 2 bis 3 Wochen.

Entweder war ein weiterer, unterer Ring defekt oder ich habe ich beim unsanften Eindrücken (statt dieses millimeterweise „Eindrehen“)  beschädigt. Wie gesagt, beim nächsten Mal wüsste ich es etwas besser. Jetzt reagiert das zusammengebaute Objektiv ein bisschen wie in einem Horrofilm. Es fährt nicht mehr aus, blinzelt aber seltsam mit dem inneren Auge auf und zu!

5. Ein neues Objektiv kaufen! Dass ich das Objektiv wieder zusammenbauen konnte, hat mich als Handwerkslaien am Ende befriedet. Aber nach den Erfahrungen war mir klar, dass ich das Risiko eines Gebrauchtgeräts nicht eingehen wollte. Auch hielt ich eine zweite Reparatur für unangebracht bzw. würde ich diese bei Gelegenheit mal zum Spaß probieren. Bin mir nicht sicher, dass die Elektronik noch okay ist. Also musste ein neues Objektiv her! Ich überprüfte verschiedene Preise und Varianten, kam aber zu dem Schluss, dass ich es aufgrund des ja auch schon gebrauchten Gehäuses wieder mit dem Sel1650 probieren wollte. Leider kostet es im bekannten Fachhandel noch immer über 300.- und das ist schon ne Hausnummer. Allerdings fand ich auf dem Auktionsportal einen Händler, der diese Objektive neu verkauft, die nicht mit dem Bundle ausgeliefert und somit übrig waren. Meines bekam ich inkl. Versan für 149.-. Ich wählte den sicheren PayPal-Weg und achtete darauf, dass der Händler aus Deutschland verschickt und hier seinen Sitz hat. Innerhalb weniger Tage war das Objektiv da, ist nagelneu und für den Preis ein guter Kompromiss zu einer Reparatur oder einer Gebrauchtvariante.

Nun wünsche ich dir, dass dein Objektiv möglichst lange hält bzw. dir ein paar Tipps bei deinen Überlegungen helfen.

(c) Micha.

 

 

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